Dieser Spruch wird gerne gebraucht und zitiert. Er stimmt nicht hundertprozentig. Aber: in ihm steckt mehr Wahrheit, als wir uns oft klarmachen (möchten). Warum möchte ich das nicht so wahrhaben?
Es könnte sein, daß ich, wenn ich mit meinem Ton und/oder meinem Sound nicht zufrieden bin, dies auf meine Ausrüstung schiebe und lieber mehr Geld für neues Spielzeug ausgebe, als mich mit der wirklichen Ursache zu beschäftigen: was stellen meine Hände eigentlich mit der Gitarre an?
Und noch wichtiger: Was kann ich tun, um meinen Ton zu verändern (und hoffentlich zu verbessern)?
Als klassischer Gitarrist wird man stark dazu gebracht, auf seinen Ton zu achten. Der Ton, und der Klang, der aus einer Gitarre herauskommt, wird sehr stark von den Fingern des Gitarristen beeinflußt. Das gilt für jede Gitarre. Hierbei spielt die rechte bzw. die Anschlagshand die entscheidende Rolle. Man verbringt beim klassischen Gitarrenunterricht viel Zeit damit, sich mit dem Anschlag auseinanderzusetzen, mit der Haltung der Anschlagshand, der Form und dem Zustand der Fingernägel, mit denen man anschlägt, mit der Formung des Tones durch den Anschlag und das Abdämpfen, die Dynamik, die man mittels des Anschlages erzielt. Diese Faktoren alle beeinflussen den Klang beim Spielen ganz ungemein.
Ich bin
der Meinung, viele angehende E-Gitarristen machen sich hierüber
viel zuwenige Gedanken. Sie nehmen dann einfach das Plektrum irgendwie
in die rechte Hand und schlagen die Seiten an. Bei der Wahl des
Pleks wird kaum darauf geachtet, wie es klingt. Denn verschiedene
Plektren klingen verflucht unterschiedlich. Der Klang eines Pleks
hängt vom Material, von der Dicke des Materials, von der
Größe, und erheblich von der Form des Pleks ab.
Hinzu
kommt, daß dasselbe Plek in der Hand von zwei verschiedenen Gitarristen
völlig unterschiedlich klingt. Das liegt daran, daß
auch der Anschlagswinkel, die Anschlagsposition (näher am
Steg oder näher am Griffbrett) und die Stärke des Anschlages
eine Rolle spielen.
Beim Plekkauf (lustiges Wort, nicht ?) sollte
man mal den ganzen Kasten im Laden durchprobieren und nicht irgendwas
kaufen.
Die Möglichkeiten der Klanggestaltung sind schon groß, wenn man nur die Position des Anschlages variiert : zum Griffbrett hin wird der Ton weicher, runder, dicker, zum Steg hin wird er härter, aggressiver, dünner. Dazu muß man nicht zwischen den Pickups hin- und herschalten !
Weiterhin achten reine E-Gitarristen wenig auf die Dynamik in ihrem Spiel. Wenn man leiser spielen will, dreht man dann nur leiser oder spielt man tatsächlich mit weniger Kraft ? Die Dynamik als Gestalter vom Spannungsbogen wird meiner Meinung nach viel zu sehr unterschätzt, wobei Akustikgitarristen hier von Haus aus mehr Gefühl ins Spiel legen, denn die haben keinen Lautstärkeregler.
Natürlich trägt auch die linke Hand bzw. Greifhand erheblich zur Klangformung bei - beim Akkordspiel weniger, dafür aber beim Solospiel. Wieviel Ausdruck kann man einem Lick doch mit gezielt dosiertem Fingervibrato einhauchen. Am Vibrato muß gearbeitet werden, bis wir nicht nur eine Sorte Vibrieren kennen, sondern unser Vibrato variieren können.